Dienstag, 22. Mai 2012
Asturias
Asturien
oder „Das andere Spanien“
Dies hier ist er also, der letzte Beitrag vor dem Jakobsweg. Specials gibt es nicht, dafür aber eine
Menge Besonderheiten. Spaß, wird ein ganz normaler Eintrag. :D
Danke an alle die, die sich bis hierher gekämpft haben und treu meine Einträge gelesen haben. Ich
danke euch, denn ohne euch wäre all das hier nicht möglich gewesen. ;D
Aviles, das ist eine Hafenstadt in Asturien. Asturien, das ist eine Region im Norden Spaniens.
Spanien, das sollte man mittlerweile kennen.
Über Leon fuhr ich zuerst nach Oviedo, dann nach Gijon und dann nach Aviles. Hier oben im
Norden ist eben alles anders. Auch die sonst so guten Busverbindungen. Aufgrund der
unmenschlichen Temperaturen und des andauernden Regens sprintete ich in Gijon gleich zum Corte
Ingles (Karstadt Spanien's) und kaufte mir Thermokleidung und eine dicke Regenjacke.
In Aviles selbst wurde ich mit einer Stunde Verspätung von meiner Gastgeberin abgeholt. Wir
fuhren in einem überdimensionalen Truck in die Berge.
Die Landschaft Asturiens ist sehr interessant und anders als im Spanien das man so kennt. Hier
oben ist alles grün und bergig. Gleichzeitig aber befindet sich das Kantabrische Meer an der Küste.
Ein sehr wildes und raues Meer. Insegsamt kann man sagen: Alpen und Meer vereint. Ein Traum
für jeden Naturliebhaber. Auch die Temperaturen schlagen nie im Extrem aus, dafür aber von Tag
zu Tag. Die Menschen sind generell verschlossener als im Süden und leben auch nicht wie man es
von Spaniern erwartet. Der Tagesrhythmus beispielsweise erinnert viel mehr an Deutschland als an
Madrid.
Wie dem auch sei fuhren wir in die Berge. Ich schlief in einer Panera. Einem umgebauten
Kornspeicher nach alter asturianischer Bauweise. Einziges Problem: Kalt. Es war dermaßen kalt
und stürmisch, dass manchesmal die ganze Panera zu wackeln anfing und ich zusammengekauert in
zwei Schlafsäcken und mit Schichten von Klamotten da lag.
Gearbeitet wurde hart, gegessen gut. Nachdem die Mutter der Gastgeberin ihren Besuch beendet
hatte konnte ich in das reguläre Gästezimmer.
Weitere Worte will ich im öffentlichen Raum über diese Station nicht verlieren.
Etwas früher als geplant ging es dann nach Arriondas. Genauer gesagt ins Krankenhaus von
Arriondas in dem meine nächste Gastgeberin lag. Da ich in Aviles weder Internet noch
Handyempfang hatte erfuhr ich davon erst, als es so weit war. Ich wurde von Freunden abgeholt und
wir besuchten meine Gastgeberin. Die ganze Familie war da. :D
Ich kam dann achte Tage bei deutschen Freunden unter,, Markus und Anka, die sich hier in Asturien
vor etlichen Jahren niedergelassen hatten und nun durch Landwirtschaft lebten. Hier konnte ich
etwas helfen bei normaler Gartenarbeit. Außerdem lernte ich viel, da Markus ein echter
Überlebenskünstler und Anka künstlerisch begabt ist. Zwar hatte ich auch hier kein Internet und
kein Handyempfang, es störte mich aber nicht weiter, da hier alles sehr ruhig und idyllisch war. Ich
konnte entspannen. :D
Aus der Traum vom Entspannen am Wochenende: Das alljährliche Bergrennen von Arriondas fand
statt. Dabei rasen Autos die kurvigen Berge hoch. Diese Brummer sind derart schnell, dass sie nur
bergauf Rennen fahren. Bergab würden sie schlicht die Kontrolle verlieren. Ein unglaublicher Lärm
lärmte die Tage vor dem Rennen und natürlich auch während dem Rennen. Es war sehr interessant
mit anzusehen, wobei ich zugeben muss das ein oder andere mal kurz zusammengezuckt zu sein, als
die Piloten allzu wagemutig um die Kurven auf einen zugedriftet sind.
Tage zuvor spazierte ich durch die Stadt als mich ein Rennfahrer auf einer mir unbekannten Sprache
ansprach und nach dem Weg fragte. Es stellte sich heraus, dass es Spanisch sein sollte. Ich erkannte
jedoch schnell anhand des .ch auf seiner Werbetafel, dass es sich hierbei um einen Schweizer
handelte und lenkte die Unterhaltung auf Deutsch. Im Nachhinein wäre das Spanisch sogar
einfacher zu verstehen gewesen. :D Auch danach traf ich noch zwei Schweizer und muss sagen:
Schweiz, ich liebe deine Art zu sprechen!
Nachdem meine eigentliche Gastgeberin wieder aus dem Krankenhaus kam zog ich um in eine
ebenso ruhige und idyllische Gegend und begann im Schweiße meines Angesichts zu arbeiten.
Rasenmähen am Steilhang wurde zum Balanceakt. Außerdem legte ich mit bloßer Hände Kraft
einen Wintergarten an eben diesem Steilhang an, was sich als schwerer als gedacht herausstellte, da
die Erde an dieser Stelle durch ein Wasserflüsschen verwässert wurde.
Auch hier war es sehr schön. Einige lustige Zeitgenossen die ich kennenlernte verspaßten meinen
Alltag. Trotzdem war die Situation am Ende schwierig. Auch hier schweige ich weiter im Internet.
Während ich das schreibe habe ich noch ein paar wenige Tage vor mir bevor ich mit dem Jakobsweg
beginne. Ich kann es kaum abwarten weshalb ich auch eine Woche früher anfange als geplant.
Außerdem laufe ich nun von Sevilla aus los, also einen Jakobsweg der durch Andalusien und die
Extremadura führt statt durch den Norden des Landes. Warum mache ich das? Nun, der Norden
sieht aus wie daheim. Zwar sind die Berge höher und es gibt Meer, dennoch ist alles grün. Wenn
also Spanier sagen, dass Asturien, Kantabrien und Galizien sooooooo schön ist, dann wisst ihr jetzt
warum, weil es eben anders ist für die meisten Spanier. Nicht für mich allerdings, der ich doch ein
Odenwälder bin. Noch dazu bin ich ein großer Bewunderer trockener Landschaften und hoher
Temperaturen weshalb mir die „Via de la Plata“ von Sevilla nach Santiago mehr zusagt. Außerdem
ist dieser Weg nicht so touristisch überlaufen sondern noch mehr abgelegen. Das ist es auch, dem
ich am meisten entgegenfiebere: Allein sein.
Endlich still.
Endlich allein.
Endlich frei.
Sonntag, 20. Mai 2012
Toledo - Salamanca - Leon
Toledo – Salamanca – Leon
Da ich die Bilder, die die Mädels gemacht haben leider nicht runterladen kann, ist es an ihnen einen
Gastbericht in meinem Blog zu veröffentlichen. Ich mache derweil gekonnt einen Bogen um die
Woche mit meinen Gästen. Außerdem ist dies der vorletzte Eintrag.
Wieder alleine in Madrid beschlich mich das Gefühl des Heimwehs. Ich schlenderte durch die
Straßen der Metropole und überlegte deshalb was ich machen sollte. Ich beschloss nach Toledo zu
fahren, da Toledo nur etwa eine Stunde von Madrid entfernt ist und sehr sehenswert sein soll.
Gedacht, getan. Toledo ist eine wunderschöne antike Stadt. Ein Paradies für alle Mittelalterfans, da
es hier Tausende Läden und Museen zu diesem Thema gibt. Die umliegende Landschaft ist auch
sehr interessant. Trocken und doch reich mit Flora. Der einzige Nachteil Toledos: Steil. Eine
unglaublich steile Stadt.
Einmal in Toledo sollte man ja noch irgendwo schlafen. Es bietet sich an ein Hostel zu finden.Da
wir deutschen Jugendlichen aber keine Kreditkarten haben im Normalfall und Hostels aber nur
gegen Kreditkarte reservieren musste ich hoffen, dass meine emails gelesen wurden. Nach 30
Minuten suchen fand ich mein Hostel und der Wirt versicherte mir nach kurzem Small Talk, dass
alles in Ordnung gehe. Ich teilte mein Zimmer mit Chen, einem Taiwanesen, der eine große
Europareise macht und gerade angefangen hat. Nachdem ich geduscht habe rief mich der Wirt zu
sich und erklärte er habe nun doch kein Zimmer frei, da sein Kollege die Reservierung nicht
angenommen hat usw. Schock. Es war schon spät und die anderen Hostels wohl ebenfalls voll.
Mein Sachen packend erlöste mich der Wirt mit dem Vorschlag einfach bei ihm einzuziehen. Jop
dachte ich und blieb eine Nacht in den Privaträumen des Hostels. Mit Chen, meinem „Fast-
Zimmergenossen“ besuchte ich danach noch Museen und traf ein US-Amerikanisch – Rumänisches
Paar, das uns die Stadt zeigte. Spät am Abend schauten wir in einer Bar Fußball, als ein Regensturm
über Toledo fegte. Zusammengekauert wie in der New Yorker Bronx standen wir am Heizlüfter (ja,
Spanien). Am nächsten Tag waren wir sogar bei dem sympathischen Pärchen eingeladen ihrem
Festessen (sie waren orthodox und feierten Ostern) beizuwohnen, was wir auch gerne taten. Cheng
fotografierte fleißig wie immer alles. Ich dagegen frönte einmal mehr der Völlerei. :D
Zurück in Madrid hatte ich noch etwas Zeit und besuchte das naheliegende Planetarium in der
Hoffnung, dass es gratis sei - es war gratis. :D Zwei schöne und interessante Stunden versüßten mir
die Warterei.
Es ging nach Salamanca. Eine altehrwürdige Universitätsstadt. Salamancas Ruf in Spanien ist
vergleichbar mit dem Heidelbergs in Deutschland und in der Tat, eine sehr schöne Stadt. Gesurft
habe ich bei Leandro, den ich zuerst nicht erkannte, da er seine Haare ganz kurz trug, im Gegensatz
zu der Langhaarmähne die ich im Internet gesehen habe. Mit seinen netten Mitbewohnern
schlenderten wir durch die Altstadt, plauderten über Deutschland, da Nacho (sein Mitbewohner)
gerne eine Deutschlandreise machen will und Leandro im Herbst an der Humboldt studiert. Am
nächsten Tag war Fest angesagt. Genauer „Lunes de aguas“, etwa: „Wassermontag“. Aus Gründen
des Jugendschutzes erkläre ich die Herkunft des Festes nicht, es reicht zu erwähnen, dass es ein
stadteigenes Jugendfest ist, kurz das größte Botellon der Stadt. Zusammen mit Tausenden Studenten
feierten wir bei Sonne am Flussufer und aßen und tranken wie die Weltmeister. Anfangs noch
trinkfest musste auch ich im Laufe der Nacht bemerken, wie ich langsam aber sicher an meine
Grenzen stieß. Einige witzige Episoden später wachte ich am nächsten Morgen auf:
Meine Reise führte mich weiter nach Leon. Ebenfalls eine alte Stadt. Es war jedoch seeeehr kalt
und schneite zuweilen. Immernoch plagten mich Kopfschmerzen und eine allgemeine Bedrücktheit,
die vielleicht aus dem Abend/der Nacht zuvor herrührten. Nicht die besten Voraussetzungen für
Couchsurfing, aber gut. :D
Mein Host „Ivy“ holte mich ab und zeigte mir die Stadt. Diesmal redete ich fast nichts, denn immer
noch waren meine Sinne nicht auf Betriebstemperatur. Das machte Ivy jedoch nichts. Ich geriet an
einen Menschen, der IMMER gute Laune und Witze auf Lager hat und das Wort Ruhe oder
Schweigen nicht kennt. Besser hätte es nicht laufen können... :D
Ivy wohnte etwas außerhalb Leons. Wir fuhren zu ihr nach Hause wo auch schon Han wartete. Ein
Südkoreaner, der beschloss ohne Geld (wirklich mit nichts) Europa zu bereisen. Er fing im Winter
in Russland an. Auf meine Frage ob er da organisatorisch schlecht geplant hat bezüglich Wetter
konnte er mir keine richtige Antwort geben. Sei's drum. Mit seinen hundert Thermojacken ging's
wohl auch so. Er schlief übrigens die Nacht zuvor in Leon im Park. Schlimm für mich wurde es
nun, da ich immer noch benommen von der Nacht zuvor Übersetzer spielen musste und die beiden
sich extrem viel zu erzählen hatten. Unglaublich.... :D
Am Nächsten Tag ging es schon weiter nach Aviles. Dort wartete meine nächste Arbeitsstation auf
mich, aber das ist eine (ganz) andere Geschichte...
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