Granada
Eine
längere Erzählung über eine fantastische Zeit, die in ihrer
Knappheit aber kaum dem unermesslichen Spaß gerecht wird, den ich
hatte.
Nach
der wunderschönen Stadt Sevilla wollte ich auch die wunderschöne
Stadt Granada sehen. Leider aber ist die Stadt gar nicht so schön. Zwar gibt es einige schmucke Plaetzchen, aber keine Stadt die man besucht weil es DIE Stadt ist. Trotzdem war es eine unglaublich tolle Woche in Granada.
Granada
selbst lebt von den Menschen. Eine echte Studentenstadt, die immer
voll von Erasmus-Studenten ist die sich im sonnigen Andalusien die
Kante geben wollen. Dementsprechend ist zum Feiern einiges geboten.
Zahlreiche Clubs, Pubs und Restaurants sind vorhanden. Eine
Spezialität Granadas sind die Tapas. Zwar mittlerweile überall in
Spanien beliebt geniesst der geneigte Gast hier das Angebot für 2
Euro ein Bier und ein Tapas zu bekommen - obendrauf. D.h.: für 10
Euro kann man theoretisch genug gegessen UND genug getrunken haben.
Zudem schmeckts auch noch herrlich.
Die
Stadt an sich ist schön, jedoch nichts im Vergleich zu Sevilla.
Es
gibt zahlreiche Hügel. An einem davon wohnen viele alternativ
eingestellte Menschen in Höhlen (kein Scheiß jetzt). Ein wirklich
tolles Viertel ist aber Albaicyn (oder Albaycin). Ein altes jüdisches
Stadtviertel auf dem Hügel gegenüber der Alhambra. Hier drängen
sich dutzende kleiner Cafes verschiedenster Ethnien aneinander und
zeugen so auch von der reichhaltigen Geschichte der einstigen
Hauptstadt des Reiches Al-Andaluz (was so viel heißt wie
"Paradies"). Das Schmuckstück Granadas ist sicherlich die
Alhambra selbst. Ein alter arabischer Palast, der ehrwürdig über
den Dächern der Stadt thront. Wirklich ein unglaublicher Anblick.
Vor allem vom gegenüberliegenden Albaicyn, von wo aus man einen
perfekten Blick auf die Alhambra und die schneebedeckten Gipfel der
Sierra Nevada im Hintergrund hat. Um das alles aber zu sehen brauch
man eine gute Kondition, denn Granada liegt zum einen Teil seeeehr
hügelig. Ein Traum übrigens für alle Mountainbiker. Aber nun zu
MEINEM Granada.
Am
Busbahnhof holte mich mit der üblichen spanischen Verspätung mein
Host ab: Antoine. Er führte mich gleich mal in seine WG ein in der
neben ihm noch Fran und Juanjo wohnten. Trotzdem waren in der WG nie
weniger als 4 Personen, da immer irgendwelche Freunde, Freundinnen,
Bekannte, Eltern, Couchsurfer usw. ein- und ausgingen.
Gleich
zu Beginn hatte ich eine sehr offene Unterhaltung mit Antoine. Am
Anfang noch etwas geschockt über die locker Art gewöhnte ich mich
schnell daran. In der WG wird Toleranz gelebt. Das andalusische
Motto: "Was mir gehört, gehört auch dir" gefiel mir auf
Anhieb, fand ich doch mein "Leben und leben lassen" schnell
darin wieder. Kurzum: Das Naturell dieser WG entsprach meiner
Lebenseinstellung weit mehr als das durchschnittsdeutsche. :D
Gesprochen
wurde ein Mix aus Spanisch, Deutsch und Englisch. Es scheint als ob
jeder zweite Spanier Deutsch sprechen kann, oder es zumindest lernen
will. Irgendwie nervig wenn man Spanisch reden will... :D Wie dem
auch sei wurde ich perfekt in die WG aufgenommen und fühlte mich
gleich als Teil der Familie. Wir gingen oft Tapas essen, genehmigten
uns das ein oder andere Bier... ;D
Zwar
konnte Juanjo kein Englisch und verstand glaube ich nicht, dass sein
ultraschnelles Andalusisch für mich unverständlich war (auch
Antoine und Fran hatten manchmal Probleme ihn zu verstehen), dennoch
gaben wir uns mit Lächeln zu verstehen, dass wir einander freundlich
gesinnt waren. Schade, dass wir nicht reden konnten, teilte er doch
mein MTB Hobby.
Mit
Antoine und Fran verbrachte ich die meiste Zeit. Der begnadete Koch
Fran servierte ein ums andere Mal Delikatessen. Mit beiden konnte ich
über Gott und die Welt reden.
Eine neue Episode in Granada begann als Erik ins WG-Leben trat. Ein Ami, der in Berlin Deutsch und Russisch studiert und nun Europa bereist. Was soll man über Erik sagen? Granate :D Unbeschreiblich, aber fragt mich nach der Reise. Ein Bombenkerl!
Eine neue Episode in Granada begann als Erik ins WG-Leben trat. Ein Ami, der in Berlin Deutsch und Russisch studiert und nun Europa bereist. Was soll man über Erik sagen? Granate :D Unbeschreiblich, aber fragt mich nach der Reise. Ein Bombenkerl!
Nachdem
Erik weiterzog verirrte sich Charlotte aus Dresden für drei Tage in
die WG. Gesprochen wurde ein Mix aus Deutsch und Ost-Deutsch. Zur
allgemeinen Erheiterung beschloss ich ein urdeutsches Gericht
aufzutischen: Schupfnudeln. Anscheinend aber nur in Süddeutschland
bekannt. Trotzdem machten wir Deutschen uns daran ein köstliches
Mahl zuzubereiten, was auch gelang, jedoch mit dem Effekt, dass die
Küche von Charlotte unter Öl gesetzt wurde (ja, ÖL!). Versucht
bitte mal Öl aufzuwischen in einer Spanischen Studenten-WG - das
bedeutet, dass die Spanische Mentalität mit der Studentenmentalität
zusammenprallt und es absolut kein geeignetes Mittel gibt... Wir
schütteten dann schließlich alles an Reiniger und Seife auf den
Boden und surften diesen mit unseren dann ultrasauberen Schuhen
sauber. :D
Ein
Wort noch zur Spanischen Seife: Diese Seife entfernt wirklich ALLES.
Wenn man nach dem Duschen über die Haut fährt bleibt man hängen so
dermaßen trocken und sauber ist es. Ich weiß nicht wie das
chemikalisch möglich ist, ich bezweifle aber, dass diese Seife in
Deutschland erlaubt wäre.
Eines
schönen Tages packte mich die Lauflust und ich rannte den
Granadinischen Bergen entgegen. Wie man mich kennt blieb ich aber
nicht lange auf der Straße sondern bog querfeldein in die Hügel
über Granada. Was in Deutschland schon Spaß macht ist in einem
fremden Land noch viel spaßiger. Ich lernte hierbei dass große
Zäune durchaus auch den schützen können der von außen kommt. Ein
steiles Tal hinab und auf der anderen Seite hoch - das war der
kurzfristige Plan für die nächsten zehn Minuten. Als ich dann beim
Hinaufgehen dachte "Mensch, was sind das denn für Spuren?",
folgte die Antwort in Form von ohrenbetäubendem Lärm. Plötzlich
sah ich mich von zahlreichen Motocrossbikes umgeben die rechts und
links neben mir den Abhang hinuntersausten. Froh noch am Leben zu
sein rannte ich weiter von Hügel zu Hügel. Das schöne daran war,
dass jeder Hügel noch die Orientierung zuließ und zugleich einen
atemberaubenden Blick über Granada, die Alhambra, die Sierre Nevade
und deren Vorland gewährte. Trunken solcher Glücksgefühle und
"adrenalinisiert" ob des entgangenen Motocrosstodes rannte
ich weiter und weiter. Ich vergaß dabei, dass ich seit gut
zwei-einhalb Monate fast kein Sport gemacht hatte. Aus einer
geplanten Stunde wurden zwei-einhalb - ja, ich hatte mich verirrt. :D
Zwar wusste ich genau wo ich war, konnte aber den letzten Berg nicht
mehr hinauf, da er zu steil war (ich bin heruntergeklettert) und auch
nicht mehr weiter runter aus selbigem Grund. Nach ca. 70 Minuten in
der trockenen Einöde fand ich einen Weg zum Stadtviertel Albaycin.
Von der anderen Seite aus gelang ich nach oben, musste aber ein
riesieges Viertel von noch mehr Höhlenhäusern mit fragwürdigen
Einwohnern passieren. Schlussendlich aber fand ich den Weg heim. Ein
wunderbares Kapitel dieser Woche obwohl alleine. :D
Alles
zu beschreiben wäre schlicht unmöglich. Jedoch sei angemerkt, dass
ich in dieser Woche ultrainteressante Menschen kennengelernt, meinen
Horizont erweitert und viel erlebt habe. Beim Abschiednehmen schlug
ich schweren Herzens das aufrichtige Angebot aus dort einzuziehen,
versprach aber zurückzukehren sobald ich mich auf Spanisch (relativ
normal) unterhalten kann.
Es
ging weiter zur nächsten Station. Das aber ist eine andere
Geschichte...
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