Sonntag, 11. März 2012

Granada


Granada
Granada = Granatapfel (omnipraesent in der Stadt)
Eine längere Erzählung über eine fantastische Zeit, die in ihrer Knappheit aber kaum dem unermesslichen Spaß gerecht wird, den ich hatte.
Nach der wunderschönen Stadt Sevilla wollte ich auch die wunderschöne Stadt Granada sehen. Leider aber ist die Stadt gar nicht so schön. Zwar gibt es einige schmucke Plaetzchen, aber keine Stadt die man besucht weil es DIE Stadt ist. Trotzdem war es eine unglaublich tolle Woche in Granada.
Ein Laden nur mit Puzzles!

Granada selbst lebt von den Menschen. Eine echte Studentenstadt, die immer voll von Erasmus-Studenten ist die sich im sonnigen Andalusien die Kante geben wollen. Dementsprechend ist zum Feiern einiges geboten. Zahlreiche Clubs, Pubs und Restaurants sind vorhanden. Eine Spezialität Granadas sind die Tapas. Zwar mittlerweile überall in Spanien beliebt geniesst der geneigte Gast hier das Angebot für 2 Euro ein Bier und ein Tapas zu bekommen - obendrauf. D.h.: für 10 Euro kann man theoretisch genug gegessen UND genug getrunken haben. Zudem schmeckts auch noch herrlich.
Die Stadt an sich ist schön, jedoch nichts im Vergleich zu Sevilla.
Es gibt zahlreiche Hügel. An einem davon wohnen viele alternativ eingestellte Menschen in Höhlen (kein Scheiß jetzt). Ein wirklich tolles Viertel ist aber Albaicyn (oder Albaycin). Ein altes jüdisches Stadtviertel auf dem Hügel gegenüber der Alhambra. Hier drängen sich dutzende kleiner Cafes verschiedenster Ethnien aneinander und zeugen so auch von der reichhaltigen Geschichte der einstigen Hauptstadt des Reiches Al-Andaluz (was so viel heißt wie "Paradies"). Das Schmuckstück Granadas ist sicherlich die Alhambra selbst. Ein alter arabischer Palast, der ehrwürdig über den Dächern der Stadt thront. Wirklich ein unglaublicher Anblick. Vor allem vom gegenüberliegenden Albaicyn, von wo aus man einen perfekten Blick auf die Alhambra und die schneebedeckten Gipfel der Sierra Nevada im Hintergrund hat. Um das alles aber zu sehen brauch man eine gute Kondition, denn Granada liegt zum einen Teil seeeehr hügelig. Ein Traum übrigens für alle Mountainbiker. Aber nun zu MEINEM Granada.
Die Alhambra - Das Wahrzeichen Granadas

Am Busbahnhof holte mich mit der üblichen spanischen Verspätung mein Host ab: Antoine. Er führte mich gleich mal in seine WG ein in der neben ihm noch Fran und Juanjo wohnten. Trotzdem waren in der WG nie weniger als 4 Personen, da immer irgendwelche Freunde, Freundinnen, Bekannte, Eltern, Couchsurfer usw. ein- und ausgingen.
Gleich zu Beginn hatte ich eine sehr offene Unterhaltung mit Antoine. Am Anfang noch etwas geschockt über die locker Art gewöhnte ich mich schnell daran. In der WG wird Toleranz gelebt. Das andalusische Motto: "Was mir gehört, gehört auch dir" gefiel mir auf Anhieb, fand ich doch mein "Leben und leben lassen" schnell darin wieder. Kurzum: Das Naturell dieser WG entsprach meiner Lebenseinstellung weit mehr als das durchschnittsdeutsche. :D
Frans Freund Javier, Ich und Fran - Hammer!

Gesprochen wurde ein Mix aus Spanisch, Deutsch und Englisch. Es scheint als ob jeder zweite Spanier Deutsch sprechen kann, oder es zumindest lernen will. Irgendwie nervig wenn man Spanisch reden will... :D Wie dem auch sei wurde ich perfekt in die WG aufgenommen und fühlte mich gleich als Teil der Familie. Wir gingen oft Tapas essen, genehmigten uns das ein oder andere Bier... ;D
Zwar konnte Juanjo kein Englisch und verstand glaube ich nicht, dass sein ultraschnelles Andalusisch für mich unverständlich war (auch Antoine und Fran hatten manchmal Probleme ihn zu verstehen), dennoch gaben wir uns mit Lächeln zu verstehen, dass wir einander freundlich gesinnt waren. Schade, dass wir nicht reden konnten, teilte er doch mein MTB Hobby.
Mit Antoine und Fran verbrachte ich die meiste Zeit. Der begnadete Koch Fran servierte ein ums andere Mal Delikatessen. Mit beiden konnte ich über Gott und die Welt reden.
Eine neue Episode in Granada begann als Erik ins WG-Leben trat. Ein Ami, der in Berlin Deutsch und Russisch studiert und nun Europa bereist. Was soll man über Erik sagen? Granate :D Unbeschreiblich, aber fragt mich nach der Reise. Ein Bombenkerl!
Erik - die Granate in Granada!

Nachdem Erik weiterzog verirrte sich Charlotte aus Dresden für drei Tage in die WG. Gesprochen wurde ein Mix aus Deutsch und Ost-Deutsch. Zur allgemeinen Erheiterung beschloss ich ein urdeutsches Gericht aufzutischen: Schupfnudeln. Anscheinend aber nur in Süddeutschland bekannt. Trotzdem machten wir Deutschen uns daran ein köstliches Mahl zuzubereiten, was auch gelang, jedoch mit dem Effekt, dass die Küche von Charlotte unter Öl gesetzt wurde (ja, ÖL!). Versucht bitte mal Öl aufzuwischen in einer Spanischen Studenten-WG - das bedeutet, dass die Spanische Mentalität mit der Studentenmentalität zusammenprallt und es absolut kein geeignetes Mittel gibt... Wir schütteten dann schließlich alles an Reiniger und Seife auf den Boden und surften diesen mit unseren dann ultrasauberen Schuhen sauber. :D
Ein Wort noch zur Spanischen Seife: Diese Seife entfernt wirklich ALLES. Wenn man nach dem Duschen über die Haut fährt bleibt man hängen so dermaßen trocken und sauber ist es. Ich weiß nicht wie das chemikalisch möglich ist, ich bezweifle aber, dass diese Seife in Deutschland erlaubt wäre.
Eines schönen Tages packte mich die Lauflust und ich rannte den Granadinischen Bergen entgegen. Wie man mich kennt blieb ich aber nicht lange auf der Straße sondern bog querfeldein in die Hügel über Granada. Was in Deutschland schon Spaß macht ist in einem fremden Land noch viel spaßiger. Ich lernte hierbei dass große Zäune durchaus auch den schützen können der von außen kommt. Ein steiles Tal hinab und auf der anderen Seite hoch - das war der kurzfristige Plan für die nächsten zehn Minuten. Als ich dann beim Hinaufgehen dachte "Mensch, was sind das denn für Spuren?", folgte die Antwort in Form von ohrenbetäubendem Lärm. Plötzlich sah ich mich von zahlreichen Motocrossbikes umgeben die rechts und links neben mir den Abhang hinuntersausten. Froh noch am Leben zu sein rannte ich weiter von Hügel zu Hügel. Das schöne daran war, dass jeder Hügel noch die Orientierung zuließ und zugleich einen atemberaubenden Blick über Granada, die Alhambra, die Sierre Nevade und deren Vorland gewährte. Trunken solcher Glücksgefühle und "adrenalinisiert" ob des entgangenen Motocrosstodes rannte ich weiter und weiter. Ich vergaß dabei, dass ich seit gut zwei-einhalb Monate fast kein Sport gemacht hatte. Aus einer geplanten Stunde wurden zwei-einhalb - ja, ich hatte mich verirrt. :D Zwar wusste ich genau wo ich war, konnte aber den letzten Berg nicht mehr hinauf, da er zu steil war (ich bin heruntergeklettert) und auch nicht mehr weiter runter aus selbigem Grund. Nach ca. 70 Minuten in der trockenen Einöde fand ich einen Weg zum Stadtviertel Albaycin. Von der anderen Seite aus gelang ich nach oben, musste aber ein riesieges Viertel von noch mehr Höhlenhäusern mit fragwürdigen Einwohnern passieren. Schlussendlich aber fand ich den Weg heim. Ein wunderbares Kapitel dieser Woche obwohl alleine. :D
Alles zu beschreiben wäre schlicht unmöglich. Jedoch sei angemerkt, dass ich in dieser Woche ultrainteressante Menschen kennengelernt, meinen Horizont erweitert und viel erlebt habe. Beim Abschiednehmen schlug ich schweren Herzens das aufrichtige Angebot aus dort einzuziehen, versprach aber zurückzukehren sobald ich mich auf Spanisch (relativ normal) unterhalten kann.
Der Blick ueber Granada - wie im Film!

Es ging weiter zur nächsten Station. Das aber ist eine andere Geschichte...

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